Demokratie braucht Demokrat*innen

Demokratie braucht Demokrat*innen Seliger-Gemeinde eröffnet Ausstellung „Böhmen liegt nicht am Meer“ am Johannes-Nepomuk-Gymnasium der Benediktiner in Rohr i. NB

Rohr (pas): In einer modernen, auch junge Leute ansprechenden Ausstellung zeigt die Seliger-Gemeinde 24 „Lebenswege sudetendeutscher Sozialdemokraten“, die in schwerer Zeit vorlebten, was bis heute und auch für unsere Zukunft gilt. Die Seliger-Gemeinde präsentiert diese Ausstellung mit dem SPD-Arbeitskreis Labertal „zu einer Zeit, in der es wieder darauf ankommt, die Demokratie zu verteidigen“, so SPD-Ortsvorsitzender Georg Riedl bei der Ausstellungseröffnung am gestrigen Montag. Die Ausstellung ist noch bis Ende der Woche während des Schulbetriebs in der Aula des Johannes-Nepomuk-Gymnasiums zu sehen.

Die Schulleitung des Johannes-Nepomuk-Gymnasiums und die Benediktinerabtei Kloster Rohr luden zur Ausstellungseröffnung „Böhmen liegt nicht am Meer“ der Seliger-Gemeinde ein und Schulleiterin Carola Reim begrüßte die Gäste, unter ihnen Bürgermeisterin Birgit Steinsdorfer, die Generalsekretärin der Bayern SPD- Ruth Müller, MdL, Rainer Pasta von der Seliger-Gemeinde und Direktor a.D. der Volksschule Herr Spitzenberger. Reim freute sich, dass die Ausstellung in Rohr gezeigt werden kann und dankte vor allem Frater Franziskus Neuhausen, der den Kontakt zu SPD und Seliger-Gemeinde herstellte. Reim motivierte die anwesenden Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen sich auf die Geschichte einer längst vergangenen Zeit mit dem Bezug zum Heute einzulassen und verband damit den Aufruf sich für die Demokratie stark zu machen.

Bürgermeisterin Birgit Steinsdorfer und Frater Franziskus Neuhausen erinnerten in ihren Grußworten an die die Umstände der Vertreibung der Sudetendeutschen und der Umsiedlung vor allem nach Bayern, Hessen und Baden-Württemberg.

Das Trauma der Heimatvertriebenen

In ihrem Impulsreferat berichtete Ruth Müller, MdL., über die erfolgreichen Ausstellungen des Arbeitskreises Labertal im Gymnasium Rohr seit 2008 und vor allem an die Seliger-Ausstellung 2012 bei der es um die Geschichte der Sudetendeutschen Sozialdemokratie bis hin zur Seliger-Gemeinde ging. Müller erklärte, dass die Heimatvertriebenen ihren Mut nicht verloren hatten und sich in ihre neue Heimat einfinden konnten. Ihr Wissen und ihre handwerklichen Fertigkeiten - aber auch die politische Einstellung bereicherte vor allem Bayern und setzte den Grundstock für die Entwicklung vom Agrarland zum Industriestandort. Gerade die BayernSPD habe von den sudetendeutschen Sozialdemokraten sehr profitiert. „Wie das Meer keine festen Grenzen kennt, mussten die Geflohenen auf ihren grenzüberschreitenden Wegen nach einer neuen Heimat in Europa und der Welt suchen“, schloss Ruth Müller mit dem Text zur Ausstellung ihren Beitrag.

Für die sudetendeutschen Sozialdemokratie begann der Leidensweg bereits 1938

Abschließend erläuterte Rainer Pasta, einer der Ausstellungsmacher, die Hintergründe der neuen Seliger-Ausstellung und ihren Aufbau mit einer Webseite im Hintergrund, auf die über QR-Codes auf den Ausstellungstafeln zugegriffen werden konnte. Pasta erläuterte anhand einzelner Lebenswege die Geschichte und Besonderheit der Sudetendeutschen Sozialdemokratie. Ihr Leidensweg begann nicht erst 1945/46 mit der Vertreibung, sondern bereist 1938 mit der Flucht vor den einrückenden Nazis. Von 1933, der Machtergreifung Hitlers in Deutschland, bis zur Annektierung des Sudetenlandes 1938 kämpften die sudetendeutschen Sozialdemokraten gegen den aufkommenden Nationalsozialismus in Böhmen, unterstützten die geflüchteten Genossinnen und Genossen aus Deutschland und Österreich, boten Exil und Unterstützung im Widerstand. Dafür zahlten sie einen hohen Preis. Die Funktionäre mussten 1938 fliehen, die Parteimitglieder wurden verhaftet und ins KZ gesperrt, nicht wenige kamen um. Pasta vergaß nicht zu erwähnen, dass die Vertreibung der Deutschen auch die heimgekehrten Exilanten unbarmherzig traf.

Die Seliger-Gemeinde versteht sich als Nachfolgeorganisation der sudetendeutschen Sozialdemokratie und gründete sich, wie die Ackermann-Gemeinde, als Interessensvertretung der Heimatvertriebenen, wenn auch mit anderen Vorzeichen.